Im Weinberg

Die schweißtreibende Handarbeit im Weinberg ist ungleich befriedigender als jedes modisch-trendige Fitnessstudio. Völlig ausgepumpt, von Erde verdreckt, zerkratzt und verstochen das Tagewerk zu beenden kann den Gemütszustand ungemein beseligen, vor allem, wenn im Anschluss daran die Früchte der Arbeit in Ruhe genossen werden können. Doch ohne die PIWIS würde ich keinen Weinbau betreiben. Denn überhaupt keinen Spaß und für mich auch keinen Sinn macht das Anrühren und Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln. Herbizide oder Kunstdünger sind völlig indiskutabel. Dagegen ist mir die Einsaat von Gründüngungspflanzen äußerst sympathisch. Einerseits wurzele ich mit den verschiedenen Wurzeltypen in unterschiedliche Bodenbereiche, wodurch sich die Bodengare und Krümelstruktur verbessern, und zum anderen erreiche ich eine Insektenvielfalt, bei der sich eine Insektenart nur sehr selten zum Schädling entwickeln kann. Bei gutem Beobachten fängt es sie plötzlich am ganzen Körper an zu jucken, so fleucht und kreucht es da. Man muss nicht in den tiefsten Regenwald reisen, um zu erfahren, was fressen und gefressen werden bedeutet. Selbst ein Naturatheist gerät in einem konsequent ökologisch bewirtschafteten Weinberg ins Schwärmen. Ein golfplatzähnlicher Rasen zwischen den in langen Reihen exakt aufrecht stehenden und auf gleiche Höhe geschnittenen Reben hat zwar durchaus etwas Beeindruckendes - ähnlich einem barocken Repräsentationsgarten, der sich von seiner natürlichen Umgebung durch seine Ordnung abhebt - widerspricht aber zur Gänze meiner Arbeitsweise.

Das Herbsten

Das Herbsten stellt für mich den emotionalsten Ausnahmezustand der jährlichen Weinbergsarbeit dar. Und wenn die Formulierung "Das Auge isst mit" Gültigkeit besitzen soll, dann war es diese Herbstmann…äh…-damenschaft, die für mich diesen Jahrgang zum sensorischen Feuerwerk avancieren lässt."



Im Weinkeller

Die geernteten Trauben werden so rasch wie möglich in den Keller gebracht und eingemaischt bzw. sofort gekeltert. Bei besonderen Anlässen greife ich ähnlich wie bei der Weinbergsarbeit wieder auf Handarbeit oder besser gesagt Fuß- und Beinarbeit zurück. Denn niemand kann die Beeren so schonend und technisch versierter Pressen als das weibliche Geschlecht. Dieses in energetischer Hinsicht nicht zu überbietende Stampfen verleiht mir und dem abfließenden Saft ein Gefühl tiefster Zufriedenheit.



"Die Weinerei Feser unterstützt die hiesige Kinderarbeit - hier beim schonenden Stampfen der sensiblen Träubchen.

Kellerarbeit heißt für mich wie in einem Kokon fern jeglichen Einflusses des Alltags zu agieren. Die Weine sollen bis zur Abfüllung so wenig als möglich gestört werden d.h., sie liegen auf ihrer Feinhefe und werden weder filtriert noch hin- oder hergepumpt. Vor der Abfüllung werden sie so grob es die Mikrobiologie zulässt das erste und letzte Mal filtriert. Davor allerdings gönn ich mir das Vergnügen des Cuveétierens über mehrere Tage hinweg. Zu abweichenden Tageszeiten, nach verschiedenen Mahlzeiten und vor allem zu unterschiedlichen Gefühlsregungen werden die Weine wieder und wieder zu ungleichen Anteilen gepaart. Um ein gelungenes Cuvée zu entdecken, zählt nicht unbedingt nur das harmonische Miteinander der jeweiligen Partner, sondern manchmal ist es eben auch die knisternde Atmospähre, die zwischen ihnen herrscht und die Verbindung erst mit Spannung und Charakter erfüllt. Alles eine Frage der Hingabe.




Die kleinen Mengen, die ich zu schaffen imstande bin, sind leider bald im Jahr auch ausgetrunken.